Segelprüfung in der dänischen Südsee
von: Silke Korbl am: 22.08.2013
Es ist Mitte Juli und wir starten die Radreise mit Rad und Großsegler in der Dänischen Inselwelt. Der Großsegler „Atlantis" läuft aus der Kieler Förde aus und nimmt Kurs auf die Insel Møn. Die Sonne lacht vom Himmel, der Wind kommt allerdings von vorne. Wind aus dieser Richtung macht nicht nur beim Radfahren keine Freude, sondern ist auch für das Segeln ungeeignet.
Damit wir trotzdem etwas über das Segeln lernen, bekommen wir einen theoretischen Einführungskurs von Kapitän Boris. Seiner Meinung nach lässt sich alles auf die Seefahrt zurückführen, z.B. warum sich jemand auftakelt, wieso die Schotten dicht gemacht werden und was eine Heulboje ist.
Bewaffnet mit Kreide kniet er auf dem frisch geschrubbten Deck und fängt mit einer einfachen Barke (mastloses Boot) an und arbeitet sich hoch bis zur Dreimast-Barkentine wie die „Atlantis". Wir hören von Besanmast, Großmast und Fockmast, von Rahsegeln und Gaffelsegeln. Auch die verschiedenen Kurse wie am Wind, im Wind, halber Wind, vor dem Wind und der scheinbare Wind stehen auf dem Lehrplan. Aufmerksam verfolgen wir seine Ausführungen, die mit den Worten enden: „Schreibt euch alles von der Tafel ab für den großen Test!"
Bei bestem Sommerwetter genießen wir unsere Runde in der dänischen Südsee mit den majestätischen Kreidefelsen der Insel Møn, dem beeindruckenden Dom in Roskilde, der liebenswerten und fahrradfreundlichen Hauptstadt Kopenhagen, der bezaubernden Insel Samsø, der gigantischen Konstruktion der Store Belt Brücke, Schlössern und Herrenhäusern auf der Insel Fünen und Ærø mit seiner Märchenstadt Ærøskøbing, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Zwischendurch können wir auch die Theorie in die Praxis umsetzen und wir helfen der freundlichen Crew, die uns jeden Tag aufs Neue verwöhnt, gerne beim Segel setzen.
Nach einer Woche Radeln durch die wunderschönen Landschaften Dänemarks und Segeln in der blauen Ostsee nehmen wir wieder Kurs auf nach Kiel. Zum Abschluss der Reise legt sich Koch Olaf noch einmal ordentlich ins Zeug für das Captains Dinner. Wir stoßen auf die herrliche Woche in der dänischen Südsee an und Kapitän Boris teilt uns, nachdem wir uns am Buffet gestärkt haben, tatsächlich einen Segeltest aus:
- Nenne zwei Kurse zum Wind.
- Nenne zwei Segelschiffstypen (Takelungen).
- Warum schwimmt ein Schiff?
- Welches Getränk empfiehlt sich nach dem Ablegen?
- Wie heißt die große Liebe unseres Smutjes?
- Welche Musik bringt Silke zum Tanzen?
- Was ist ein Fender?
- Nenne drei Gegenstände, welche unbedingt zur Radtour gehören!
- Wie viele uneheliche Kinder hat das dänische Königshaus?
- Wie viele Meter waren zwischen den Masten und der Große Belt Brücke?
- Wie oft hatten wir auf dieser Reise eine Grundberührung?
- Was unterscheidet Schwein, Schweinswal und Kielschwein?
- Wie lang ist eine Seemeile?
Auf Deck in der lauen Sommerabendluft korrigiert Boris jeden einzelnen Test und über die Antworten wird herzlich gelacht. Vor allem, wenn ab und zu gehörig Seemansgarn gesponnen wurde.
Jeder Fragebogen wird abgestempelt und vom Kapitän unterschrieben. Alle haben den Test bestanden, auch wenn einigen angeraten wurde, erneut eine Segelreise zu machen, um ihre Kenntnisse aufzubessern.
Wehmütig verabschieden wir uns am nächsten Tag von der Atlantis und ihrer tollen Besatzung. Da ich auf der „Bernstein, Sand und Kreidefelsen" und „Inselradeln auf Bornholm" weiterhin im Ostseeraum unterwegs bin, halte ich immer wieder verstohlen Ausschau, ob nicht irgendwo der majestätische Großsegler zu sehen ist. Die dänische Flagge habe ich für dieses Jahr eingerollt, aber ich freue mich schon auf neue Touren im nächsten Jahr.