Buchempfehlung: So zärtlich war Suleyken
von: Lena Wiechmann am: 23.04.2014
Wenn man sich auf eine Radreise nach Masuren begibt, sollte Siegfried Lenz Kurzgeschichtenband „So zärtlich war Suleyken" nicht fehlen.
Als Liebeserklärung an seine masurische Heimat schafft es Lenz wie kein anderer, dieses unvergleichliche Stück Polens treffend und mit so viel Charme zu beschreiben.
Das Dörfchen Suleyken, gelegen irgendwo im nirgendwo in Masuren, ist nur mit der Kleinbahn „Popp" oder noch viel besser mit der eigenen Phantasie zu erreichen. Wenn Sie also durch die entlegenen Dörfer radeln und die Hühner vor Ihnen die Straße überqueren, können Sie sich nur allzu gut vorstellen, wie es in Suleyken aussehen muss.
Mit liebenswürdigem und charmantem Humor bringt Lenz Ihnen die schrullige Art und verquere Denkweise der Bewohner dieses landschaftlich so schönen polnischen Landstrichs näher. Dabei bestechen die wahrhaft lustigen Geschichten von Großvater Hamilkar Schaß und seinen Nachbarn durch den einmaligen, mit nichts zu vergleichenden Stil von Siegfried Lenz.
So begegnen wir in den Geschichten einer Kutsche, die mit einer toten Frau spazieren fährt, während die Kutscher es sich im Wirtshaus wohlergehen lassen. Oder einer Reisenden, die im Wirtshaus ein Bad nehmen möchte, der debile Opa des Wirts aber die Zinkwanne besetzt und nur ein Stück beiseite rutscht.
Und dann ist da noch der Apfelbaum, der wütend gegen das Fenster der Witwe des Mannes schlägt, auf dessen Grab er sprießt, wenn sie einen Liebhaber zu Gast hat. Beschrieben wird dies alles mit dem souveränen Humor eines geistvollen Erzählers, dessen Geschichten eine Ehrerweisung an seine masurische Heimat sind.
Man kann die Liebe von Siegfried Lenz zu seiner Heimat und vor allem zu den dort lebenden Menschen beim Lesen spüren.
Wer also Sehnsucht nach Schilderungen einer Welt verspürt, in der das Leben noch einfach ist, liegt mit diesem Band absolut richtig.
Nur wenige Bücher bessern die Laune so zuverlässig auf wie Lenz' Erzählungen über ein imaginäres und doch alles andere als abstrakte Suleyken.
Viel Spaß beim Lesen!