Mehrsprachige Anekdote aus Litauen
von: Anna Rittweger am: 04.07.2011
Nach meiner Radreise "Ostpreußisches Bilderbuch", einer Tour von Litauen durch das Kaliningrader Gebiet – das frühere Ostpreußen – nach Danzig, habe ich mit meinem Kollegen Lars die Räder und das Begleitfahrzeug nach Vilnius zurückgebracht und für die nächsten Gäste am Hotel abgestellt. Anschließed wollen wir mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Vorher müssen wir aber mit dem Fahrer über den Preis verhandeln. Nur in welcher Sprache? Die Erfahrung hat mich gelehrt, einen Litauer niemals direkt mit der russischen Sprache zu konfrontieren. So taste ich mich heran und begrüße ihn erstmal auf Litauisch – „Laba diena“. Als nächstes versuche ich „Do you speak English? Ili po-russki?“ So einigt man sich meist auf das Russische, das auch immer noch als lingua franca gilt, wenn ein Litauer auf einen Letten oder auf einen Esten trifft. So geht es auch mit unserem Taxifahrer. Während der Fahrt merkt er bald, daß wir untereinander Deutsch reden, kramt ein paar deutsche Vokabeln hervor und wundert sich, woher ich Russisch kann. Ich sage, daß ich in Moskau studiert habe, und bringe noch ein paar jüngst erlernte litauische Wörter an. Dann läßt er Lars aufzählen, welche Sprachen der kann – Englisch, Französisch und... Polnisch. Plötzlich plappert der Fahrer auf Polnisch drauflos. Er sei ja in Wirklichkeit Pole! (Dabei spricht er mit einem leichten Akzent und lebt wohl schon seit seiner Geburt in der litauischen Hauptstadt.) Und die Gegend um Vilnius sei sowieso viele Jahrhunderte lang polnisch gewesen. Wir hören einen Vortrag aus der polnischen Sicht auf die polnisch-litauische Geschichte und freuen uns, in wievielen Sprachen wir uns verständigen können. Es gibt wohl nicht viele Gegenden, wo Taxifahrer drei Sprachen fließend beherrschen
Mit herzlichen Grüßen aus dem Baltikum!