Buchempfehlung: Bücherliste Osteuropa
von: Dominik Roepke am: 29.10.2019
Meine Touren mit der Landpartie durch das Baltikum waren alle drei sehr schön. Die letzte Tour ging hauptsächlich durch Estland bis nach St.Petersburg. Von da ging es für mich über Moskau zu einer Sprachschule in Samara, dann weiter bis in den Ural.
Nun bin ich wieder in Berlin und habe es geschafft, die einigen vor langer Zeit versprochene Bücherliste über Osteuropa zu schreiben. Vielleicht finden auch andere daran Gefallen?
2020 werde ich die neue Landpartie Wanderreise nach Georgien und Armenien begleiten und ich hoffe, es bleibt auch noch Zeit für einige Radtouren im Baltikum. Privat geht es für mich erst einmal nach Usbekistan, vielleicht hat mich ja Hermann inspiriert...
Ich wünsche Ihnen allen aufregende Radreisen und schöne Leseabende zu Hause. Viel Spaß beim Lesen.
Euer Dominik
Preußen ohne Legende. Sebastian Haffner
Ostpreussen: Geschichte und Mythos. Andreas Kossert
Iron Kingdom. Christopher Clark
Haffners Klassiker habe ich mir von meiner Mutter geliehen und nie zurückgegeben. Besonders die ersten Kapitel über die Legendenbildung und Vorgeschichte Preußens sind sehr empfehlenswert. So objektiv wie möglich nähert sich Kossert speziell Ostpreussen an. Weniger detailiert gibt es das gleiche Buch auch in der Reihe Beck Wissen. Christopher Clark zeichnet die politisch und militärische Geschichte Preußens gekonnt nach.
The Romanovs. Simon Sebag Montefiore
Montefiore hat sich als Biograph von Jerusalem und Stalin einen Namen gemacht. Hier porträtiert er eingänglich die wichtigste Familie in der Geschichte Russlands vom Einfall der Polen in Moskau bis zum Erschießen der letzten Romanovs in Ekaterienburg drei Jahrhunderte später.
Nothing is true and everything is possible. Peter Pomerantsev
The Invention of Russia. Arkady Ostrovsky.
The Future is History. Misha Gessen
Drei in der Sowjetunion geborene, aber im Westen sozialisierte Autoren, probieren sich zu erklären, wie Russland wieder zu einem totalitären Staat werden konnte. Pomerantsev betrachtet in einem kurzweiligen Buch die Moskauer Medienlandschaft der frühen 2000er, als die Russen aufhörten als zu verkaufen und begannen alles zu kaufen.
Keines der Bücher löst die aufgeworfene Frage, aber sie helfen das Problem zu bewundern.
Historical Atlas of Central Europe. Paul Robert Magocsi
Sehr gute Erklärungen und Kartenmaterial, das die wechselvollen Grenzziehungen unserer Region darstellt. Ich hatte diesen Atlas einmal im exellenten Buchladen der Zentraleuropäischen Universität in Budapest gekauft. Leider musste diese jetzt aus politischen Gründen nach Wien umziehen.
Imperium. Ryszard Kapuściński
Polens Journalist des Jahrhundert war in den 60er und 70er Jahren für ganz Afrika und Asien verantwortlich und hat 27 Revolutionen miterlebt und wurde dabei vier Mal zum Tode verurteilt. In diesem Spätwerk bereist er die gerade zusammenbrechende Sowjetunion und erinnert sich an seine ersten Begegnungen mit dem russischem Imperium. Nach der Lektüre sehen alle eigenen Reiseschwierigkeiten sehr lösbar aus.
Heart of Europe: The Past in Poland´s Present. Norman Davies
Der große britische Historiker Davies stellt gekonnt die vielschichtige Vergangenheit Polens dar und geht dabei von der Gegenwart zurück ins Mittelalter.
Between East and West. Anne Applebaum
Als junge Frau macht sich die spätere Pulitzer-Preisträgerin (u. a. Gulag: A History und Red Famine) und spätere Frau des polnischen Außenminsters Sikorski 1991 von Kaliningrad auf eine Reise durch Litauen und Weißrussland bis nach Odessa durch eine jetzt untergegangenen Welt.
Das sowjetische Jahrhundert. Karl Schlögel
Kochbücher und Warteschlangen, Palmen und Planstädte. Der vormals an der Europauniversität Viadrina lehrende Schlögel interssiert sich für alles und hat eine imposante Alltagsgeschichte der Sowjetunion geschrieben.
Landscapes of Communism. Owen Hatherley
Von Ost-Berlins Stalinallee bis zu georgischen Satellitenstädten untersucht Hatherley gekonnt die Architektur des Ostblocks.
Isaiah Berlin. Russian Thinkers
In Riga sind wir in seinem von Eisenstein errichteten Geburtshaus vorbei gelaufen. Hier beschäftigt sich der Philiosoph Berlin mit der russischen Literatur des 19.Jahrhunderts.
Ein Held unserer Zeit. Mikhail Lermontov
Lermontov ist Zeitgenosse Puschkins und wie dieser sehr jung bei einem Duell uns Leben gekommen. Mit Pechorin erschafft er auf 150 Seiten den ersten Anti-Helden der russischen Literatur und das bleibende Motiv des Kaukasus als Ort der Natürlichkeit in Abgrenzung der künstlichen Welt Petersburg mit seiner gelangweilten Aristokratenwelt.
Eastern Approaches. Fitzroy Maclean
Die unglaubliche Geschichte einen britischen Diplomaten, der sich aus Paris ins Moskau der stalinistischen Schauprozesse versetzen lässt, um von dort nach Zentralasien zu reisen. Später kämpft er als Fallschirmjäger in Nordafrika und mit Titos Partisannen in Jugoslawien.
Ali und Nino. Kurban Said
The Orientalist. Tom Reiss
Ali und Nino ist das Romeo-und-Julia des Kaukasus. Mir ist diese schöne Liebesgeschichte mal zufällig in Kirgisien in die Hände gefallen. Interessanter ist allerdings Reiss Pulitzer-Preis gekrönte Biographie von Kurban Said a.k.a. Lev Nussimbaum, der den Bolschewiken in Baku entkommt und über Istanbul und Berlin bis nach Hollywood kommt und auf dem Weg vom Judentum zum Islam konvertiert.